Persönlichkeits­störungen

Definition

In der Psychotherapie bezieht sich der Begriff „Persönlichkeitsstörungen“ auf eine Gruppe von Störungen, die durch lang anhaltende Muster von Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen gekennzeichnet sind, die von den kulturellen Erwartungen abweichen und zu einer Beeinträchtigung des Funktionsniveaus und des persönlichen Leidens führen können. Diese Muster sind oft tief verwurzelt und treten in einer Vielzahl von Situationen auf, was sie von vorübergehenden Verhaltensweisen oder Stimmungsschwankungen unterscheidet. Die Persönlichkeitsstörungen werden in der Regel in drei Cluster unterteilt: Cluster A (exzentrische Persönlichkeitsstörungen), Cluster B (dramatische, emotionale oder impulsive Persönlichkeitsstörungen) und Cluster C (ängstliche oder vermeidende Persönlichkeitsstörungen).

Symptome

Persönlichkeitsstörungen manifestieren sich in einer Vielzahl von Verhaltens- und Erlebensweisen, die sich durch ein tiefgreifendes und anhaltendes Muster der Inflexibilität und Instabilität in Bezug auf die Wahrnehmung, das Denken, die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Affektivität auszeichnen. Die Symptome können je nach Art der Persönlichkeitsstörung variieren, aber im Allgemeinen können folgende Symptome auftreten:

  • Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen, wie z.B. Probleme, enge und dauerhafte Beziehungen zu pflegen oder das Bedürfnis nach Einsamkeit oder Isolation
  • Probleme mit der Selbstwahrnehmung, wie z.B. übermäßige Selbstkritik, unrealistische Selbstwahrnehmung oder Identitätsstörungen
  • Impulsivität und riskantes Verhalten, wie z.B. Drogenkonsum, Alkoholmissbrauch, rücksichtsloses Autofahren oder riskante Sexualpraktiken
  • Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation, wie z.B. übermäßiges oder unkontrolliertes Erleben von Emotionen, Selbstverletzung oder Suizidalität
  • Paranoide Vorstellungen oder schwere Misstrauensprobleme gegenüber anderen Menschen
  • Ein Mangel an Empathie oder Interesse an den Bedürfnissen und Gefühlen anderer Menschen.
Zeitpunkt

Eine Therapie kann für Menschen mit Persönlichkeitsstörungen empfohlen werden, wenn sie Schwierigkeiten im Alltag oder im zwischenmenschlichen Bereich haben und dadurch anhaltendes Leid erfahren. Es ist jedoch oft schwierig, Persönlichkeitsstörungen zu diagnostizieren und zu behandeln, da sie oft mit anderen psychischen Störungen einhergehen können und oft lange Zeit in der Entwicklung begründet sind. Daher ist es wichtig, dass ein erfahrener Psychotherapeut oder Psychiater die Diagnose stellt und die Behandlung empfiehlt.

Therapien

Es gibt verschiedene psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. Die Wahl der Therapie hängt von der Art und Schwere der Störung sowie von individuellen Faktoren des Patienten ab. Zu den am häufigsten verwendeten Therapieformen gehören:

  1. Psychoanalytische Therapie: Eine intensive, langfristige Therapieform, die sich auf die Identifizierung und Verarbeitung unbewusster Konflikte und traumatischer Erfahrungen konzentriert.

  2. Psychodynamische Therapie: Eine kürzere, strukturiertere Form der Psychoanalyse, die sich auf aktuelle Beziehungsprobleme und unbewusste psychologische Konflikte konzentriert.

  3. Verhaltenstherapie: Ein Ansatz, der sich auf die Veränderung von unerwünschtem Verhalten und Gedanken konzentriert. Hierbei wird versucht, durch gezielte Übungen und Verhaltensänderungen die Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen.

  4. Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Eine spezialisierte Form der Verhaltenstherapie, die sich auf die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörungen konzentriert und Techniken zur Emotionsregulation und zwischenmenschlichen Fähigkeiten vermittelt.

  5. Kognitive Therapie: Ein Ansatz, der sich auf die Veränderung von fehlerhaften Denkmustern konzentriert, die zu einer Persönlichkeitsstörung beitragen können.

  6. Gruppentherapie: Eine Therapieform, die darauf abzielt, gemeinsame Probleme in einer Gruppe zu lösen. Die Gruppe kann aus Personen mit ähnlichen Problemen oder aus Menschen bestehen, die sich in unterschiedlichen Lebensphasen befinden.

  7. Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen kann die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung von Symptomen, wie Depressionen oder Angstzuständen, empfohlen werden.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jede Persönlichkeitsstörung einzigartig ist und dass die Therapie individuell auf die Bedürfnisse und Symptome des Patienten zugeschnitten werden sollte.

Erwartung

Die Erwartungen an eine Therapie bei Persönlichkeitsstörungen hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art der Störung, der Schwere der Symptome, der Therapieform und der individuellen Umstände des Patienten. Allgemein kann man jedoch sagen, dass das Ziel der Therapie darin besteht, den Patienten dabei zu helfen, ihre emotionalen und zwischenmenschlichen Probleme zu bewältigen und ihre Beziehungen und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern.

Konkrete Ziele können sein, bestimmte Symptome zu lindern, negative Gedankenmuster zu verändern, Beziehungen zu verbessern oder neue Bewältigungsstrategien zu erlernen. Eine erfolgreiche Therapie kann dazu beitragen, dass sich der Patient besser versteht, seine Stärken und Schwächen akzeptiert und ein erfüllteres Leben führt.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass eine Therapie bei Persönlichkeitsstörungen oft ein langfristiger Prozess ist und Geduld und Engagement erfordert, sowohl von Seiten des Therapeuten als auch des Patienten. Es kann auch Rückschläge geben und Fortschritte können langsam sein, aber mit der Zeit kann eine Therapie dazu beitragen, das Leben des Patienten positiv zu verändern.

Dauer

Die Dauer einer Therapie bei einer Persönlichkeitsstörung kann variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Schweregrad der Störung, der Therapieform und dem Fortschritt des Patienten. In der Regel dauert eine Psychotherapie bei Persönlichkeitsstörungen jedoch länger als eine Kurzzeittherapie und kann mehrere Monate bis Jahre in Anspruch nehmen. Manchmal kann auch eine Kombination aus verschiedenen Therapieformen sinnvoll sein, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.